Neuer Entenrekord beim Rennen im Urselbach

Oberursel (hs). Ein irres Sirenengeheul zerschneidet jäh die an 364 Tagen im Jahr nur vom Wasserplätschern und vom Rauschen der Blätter im Wind unterbrochene Stille am Urselbach.

Der Lärm kommt aus einem Megafon, das in den Händen einer riesigen gelben Ente mit quietsch-orangenen Füßen ruht. Die Orscheler wissen längst, worum es geht: um das beliebte Entenrennen, das jedes Jahr vom Lions Club organisiert wird und traditionell am Brunnenfest-Samstag stattfindet. 

In dem Riesenplüsch steckt einmal mehr Markus „McDuck“ Hertle, was angesichts der sommerlichen Temperaturen geradezu heroisch von ihm ist. Schon auf dem Weg zur Startbrücke an der Glöcknerwiese informiert er unermüdlich und mit viel „Törööö“ aus seiner Heulboje über die Modalitäten. „Es gibt zwei Vorläufe. Die jeweils 150 schnellsten Enten starten dann im Finale“, erklärt er. „Und es gibt was Tolles zu gewinnen“. 150 von den Sponsoren aus der Oberurseler Geschäftswelt gestiftete Preise winken den Gewinnern – unter anderem ein iPad, ein Fahrrad, VIP-Karten für die Frankfurt Skyliners und eine Geburtstagsparty für 15 Personen auf dem Frankfurter Flughafen – inklusive Besuch bei der amerikanischen Imbisskette mit dem goldenen M.

Erste hoffnungsvoll-sehnsüchtige Blicke werden auf die zuvor gekauften Lose in der Hand geworfen. So auch bei Gerlinde Schädel, die mit Freund Georg, Tochter und Enkelin da ist. Ihre vier Enten befinden sich inmitten einer starken Konkurrenz. „1300 Enten, alle unter notarieller Aufsicht mit Videoüberwachung geprüft, gewogen und durchgezählt, werden diesmal ins Rennen geschickt“, verkündet Hertle. Neuer Rekord!

Am Start wird der „Entenkübel“ mit den ersten knallgelben Quietsche-Entchen von Bürgermeister Hans-Georg Brum, Stadtkämmerer Thorsten Schorr, Brunnenmeister Rainer und gleich zwei Brunnenköniginnen in den Urselbach entleert. „Da Ex-Brunnenkönigin Nadine I. im vergangenen Jahr arbeiten musste, erfüllen wir ihr gerne den Wunsch, heute mit dabei zu sein“, erklärt Christine Förder vom Vereinsring. Und was machen die beiden Hoheiten? Kaum sind die ersten Schwimmtiere Richtung Zielbrücke „Im Portugall“ geschippert, schlüpfen beide aus ihren königlichen Schuhen und genießen ein schnelles Fußbad im kühlen Urselbach. Sah man da einen sehnsüchtigen Blick „McDucks“ unter seinem dicken, gelben Erpel-Plüsch? Entlang der rund 400 Meter langen Strecke haben wieder die zahlreichen kleinen und großen Fans der gelben Gummitiere am Ufer Position bezogen, um die Rennkandidaten „anzuschieben“ und rettend einzuspringen, wenn mal eines der Entchen einfädelt, an einem Stein oder Ast hängen bleibt oder wegen zu hoher „Entendichte“ ins Straucheln gerät. Einer von ihnen ist der zweieinhalbjährige Moritz Neufert, der, mit seinem gelben Entengießkännchen „bekleidet“, große Augen bekommt, als er der Riesen-Ente gegenüber steht. 

„Guck mal, der ist aus dem Enten-Fanclub“, freut sich Hertle und Moritz darf mal ins Megafon rufen. Aaron-Niklas dagegen findet gleich so viel Gefallen am Rennen, dass er die Ober-Ente begleitet und mit aktuellen Zwischenständen aus dem Renn-Klassement beliefert. „Arrrghhh, die 926 lag die ganze Zeit vorne, musste dann aber zum Ölwechsel. Das ist hier ein ganz enges ‚Bürzel-an-Bürzel-Rennen‘“, gibt Hertle an die Zuschauer und Helfer weiter und sorgt mit der Entensirene einmal mehr für den einen oder anderen Beinahe-Hörsturz. „Und morgen geht’s dann zum Ohrenarzt, der wird sich freuen“, grinst er.  „Wir haben den Bach heute Nacht extra noch einmal aufgefüllt, einen Niagara-Fall und zahlreiche Klippen eingebaut. Das Gefälle beträgt zwölf Meter, die Geschwindigkeit drei Meter pro Sekunde“, lacht er und watschelt gut gelaunt in Richtung Ziel. „Daaaa, die ersten Enten kommen. Das Wasser färbt sich gelb. Wer war das?“ fragt er – die Leute biegen sich vor Lachen. Die beiden Vorläufe sind erfolgreich absolviert, die 300 schnellsten Renn-Enten werden zurück an den Start gebracht. „Wildfremde Menschen liegen sich weinend vor Glück in den Armen. Finaaaaleee“, kommentiert der Ober-Erpel das Geschehen und ab geht’s ein letztes Mal zum Start. Endspurt. Noch einmal heißt es anfeuern und mit ganzem Stockeinsatz unterstützen. Den Sieg fährt mit deutlichem Abstand die Ente Nummer 1103 von Katharina ein. „Da kommt auch schon die zweite Ente mit der 829 von Familie Braun. Die hat ja richtig Gischt vorm Bug und auch die dritte Ente, die 592, schiebt ’ne richtige Bugwelle vor sich her“, kommentiert der mittlerweile fast geschmolzene HR-Moderator aus seinem Plüsch heraus. Der Reinerlös kommt wieder der Kinder- und Jugendförderung in Oberursel zugute. Und so hatte dann am Ende letztlich jede Ente gewonnen und ihren Beitrag für einen guten Zweck erbracht.

Lions Club Oberursel
Deutschland - District 111 MN

Quelle: Oberurseler Woche, 14.06.2017